UEFA-skandal: Hat die Undav-entscheidung den Fußball in Verruf gebracht?
Während des Europa-League-Spiels zwischen Fenerbahce Istanbul und dem VfB Stuttgart kam es zu einem Vorfall, der erneut die Diskussion um Rassismus im Fußball entfacht hat. Deniz Undav, Stuttgarts Angreifer, wurde laut Berichten während des 0:1 rassistisch beleidigt. Trotz dieser Vorwürfe sieht die UEFA aktuell keinen Grund, Ermittlungen einzuleiten.
Die UEFA hatte vor Jahren die Kampagne „No to racism“ gestartet, um Diskriminierung im Fußball zu bekämpfen. Auch beim Spiel in Istanbul wurde im Stadion eine neue Gleichstellungsinitiative namens FootbALL vorgestellt, die seit 2023 läuft. Dennoch kam es auf dem Spielfeld zu heftigen Auseinandersetzungen, insbesondere zwischen Fenerbahces Kapitän Ismail Yüksek und Deniz Undav.
Laut den Organisationen IAKR und ZMRK ist Undav bereits seit Monaten gezielten rassistischen und ethnisch motivierten Anfeindungen ausgesetzt, vor allem aus Teilen der türkischen Community. Die jüngste Eskalation während des Spiels bestätigt diese Entwicklung weiter. „Ich wusste, dass ich bei zwei, drei schlechten Spielen für die Türkei komplett durchbeleidigt worden wäre“, erklärte Undav einst zu seiner Entscheidung für den DFB und gegen die türkische Nationalmannschaft.
Die Ereignisse sind in den sozialen Medien dokumentiert und verstärken Undavs Argumentation noch. Der VfB Stuttgart reagierte am Freitag mit einem allgemeinen Statement, in dem sich der Verein gegen Rassismus und Diskriminierung und für Vielfalt und Fairness aussprach, ohne auf den konkreten Fall einzugehen. Damit wollte der Klub die bereits hitzige Debatte im Internet nicht weiter anheizen.
Die UEFA gibt an, dass weder im Bericht des Schiedsrichters noch im Protokoll des Matchdelegierten die Vorfälle erwähnt wurden, weshalb sie keine Ermittlungen aufnehmen könne. Es ist schwer nachvollziehbar, dass ein offizieller Spielbeobachter nichts von den Auseinandersetzungen mitbekommen haben will, insbesondere da beide beteiligten Spieler in der Nachspielzeit Gelbe Karten erhielten.
Eigentlich sieht die Rechtspflegeordnung der UEFA vor, dass neben Zeugenaussagen auch Fernseh- und Videoaufzeichnungen als Beweismittel gelten. Dennoch bleibt die UEFA passiv und verweist auf praktische Gründe, da die Disziplinarabteilung bereits mit tausenden Fällen pro Saison ausgelastet sei. Ein konkreteres Statement des VfB Stuttgart hätte möglicherweise öffentlichen Druck erzeugt und zu Ermittlungen geführt.
Der Bundesligist plant nun, die Vorfälle gesammelt in einem Brief an die UEFA zu dokumentieren und konkret zu benennen. Laut UEFA-Regularien drohen bei rassistischen Vorfällen mindestens zehn Spiele Sperre. Bleibt die UEFA trotz eindeutiger Hinweise untätig, entsteht der Eindruck, dass Werte wie Gleichberechtigung eher symbolisch vorangetragen, jedoch im Ernstfall nicht aktiv verteidigt werden.




