Glatzel trotzt den Qualen – Wird Hamburgs Torjäger zum Helden im Schmerz?
Die Situation von Robert Glatzel beim HSV spitzt sich weiter zu. Am vergangenen Wochenende wurde seine Spielzeit stark eingeschränkt, was den Wandel seiner Rolle im Team deutlich machte. Im Bundesliga-Spiel gegen Leipzig wurde er erst kurz vor Schluss eingewechselt, beim Testspiel gegen Osnabrück durfte er immerhin von Beginn an ran, allerdings nur mit der Reservemannschaft.
Der Trainer Merlin Polzin hatte bereits zu Beginn der Saisonvorbereitung angekündigt, dass sich die Spielidee nach dem Aufstieg grundlegend ändern werde. Polzin setzt nun besonders auf das Anlaufverhalten und die Umschaltmomente seiner Stürmer. Robert Glatzel wurde offen kommuniziert, dass er sich auf neue Anforderungen einstellen müsse.
Nach dem Testspiel gegen Osnabrück sprach Glatzel erstmals offen über seine aktuelle Lage. Er stellte klar: „Sie ist wie sie ist. Ich muss das Beste daraus machen. Ich muss gucken, dass ich die Chance nutze, wenn ich sie kriege. Es gibt ja keine Alternative.“ Seine Unzufriedenheit konnte er dabei nicht ganz verbergen: „Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass es zufriedenstellend ist. Vier Jahre war es keine Frage, dass ich spiele, wenn ich fit bin. Jetzt ist es eine andere Rolle. Ich will das Beste daraus machen und trotzdem die Mannschaft unterstützen.“
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch Ransford Königsdörffer, der seit Sommer als Mittelstürmer Nummer eins gesetzt ist. Glatzel betont jedoch, dass das Verhältnis zwischen beiden unverändert gut sei. „An der Situation unter uns ändert sich nichts. Ransi war auch immer ein Top-Teamplayer, als ich gespielt habe und er kein Stammspieler war.“
Die Situation verschärfte sich am Samstag noch, als Yussuf Poulsen als Joker sein Comeback feierte und Glatzel somit nur dritte Option blieb. Für Glatzel, der sich jahrelang als Führungsspieler verstand, ist das emotional schwierig zu verkraften. „Es tut ein bisschen mehr weh, wenn man vier Jahre lang vorangegangen ist und immer das Ziel hatte, hier in der Bundesliga zu spielen.“
Trotz aller Herausforderungen gelingt es Glatzel, die Situation reflektiert zu betrachten. „Es geht um den Verein und die Mannschaft“, sagt er und erkennt an, dass die Änderungen im Spielstil bislang erfolgreich sind: „Bis jetzt war es ordentlich, wir haben uns sehr gut präsentiert in der Bundesliga.“
Er bleibt realistisch, was seine eigenen Fähigkeiten betrifft. „Ich werde keine 35 km/h mehr laufen und auch kein Pressing-Monster.“ Gerade diese Eigenschaften sind jedoch im neuen Konzept gefragt, das den HSV vom langjährigen Favoriten der zweiten Liga zum Außenseiter in der Bundesliga gemacht hat.




